Liebe Naturfreunde,
Martin Luther King hat seine berühmte Rede mit einem Bekenntnis begonnen: „I have a dream“. Wir als NABU, wie auch sie als Naturfreunde, wünschen uns eine „heilere“ Natur. Wie können wir ein
Ökosystem erhalten? Wie schaffen wir Biodiversität? Die Antwort gibt uns die Wissenschaft in vielen Veröffentlichungen: Die Natur erreicht das ohne unser Zutun. Sie benötigt dazu lediglich Zeit,
um ihre eigenen Entwicklung durchlaufen zu können. Und warum ist dann heute die Natur vielfach in Gefahr? Weil wir Menschen uns einmischen und Naturräume „kultivieren“. Dabei übergehen wir alle
Regeln der Natur, drängen sie zurück und zerstören ihre Lebensgrundlagen. Haben wir eigentlich noch ein Gespür dafür, was ein Biotop wertvoll macht? Oder haben wir dafür jeden Sinn
verloren?
Leider müssen wir als NABU Wernau feststellen: die verantwortlichen Stellen in unserer Gemeinde und in den Ministerien verfolgen immer noch ihre eigene Vorstellung von Natur. Ein über 50 Jahren
gewachsenes Biosystem wird einem „Umweltschutz“ Plan geopfert, der auf jeder anderen Fläche dasselbe Ergebnis erbrächte. Wir reden hier vom Plan die Fläche, die das Naturschutzgebiet Wernauer
Baggerseen direkt angrenzt in einen Solarpark zu verwandeln. Diese Fläche ist ein wichtiges Biotop, das vom Schutzstatus der Wernauer Baggerseen lebt und ihm wiederum Biodiversität bereitstellt.
Konkret bedeutet es, daß dort Nist- und Rückzugsmöglichkeiten für Tiere bestehen, die den Charakter des heutigen Naturschutzgebietes erst ausmachen und erhalten. In den letzten Jahren haben wir
gelernt Zugvögel benötigen mehr als nur eine Rastmöglichkeit, sie müssen ungestört ihre Energiereserven wieder auffüllen können. Dazu ist ein stabiles Ökosystem mit einem ausreichenden
Nahrungsvorkommen notwendig. Wie kann dieses gesichert bleiben, wenn nach dem jetzigen Plan aus der Fläche mit reicher Biodiversität eine beschattete Grasfläche mit einem komplett auf die
Bedürfnisse eines Solarparks ausgerichteten Gewerbefläche wird?
Jedwede Beschattung reduziert die Energieeffizienz einer Solaranlage. Gehölze werden deshalb weitestgehend entfernt, auch in der näheren Umgebung, da speziell in den Morgen- und Abendstunden, und
in der Winterzeit lange Schatten die Stromgewinnung beeinträchtigt. All dies geht zu Lasten des Naturschutzgebietes „Wernauer Baggerseen“. Alleine die enge Nachbarschaft zu einem Naturraum
beeinträchtigt die Wirtschaftlichkeit eines Solarparks beträchtlich. Jeder kennt den Pollenflug und die Verdriftung von Samen. Nicht genug, Vögel wie auch Insekten lieben es, sich in den
Morgenstunden oder bei kühlem Wetter von der Sonne aufwärmen zu lassen. Solarpanelen, die sich schnell erwärmen, sind da ein willkommener Platz. Auch für Kormorane, die sich nach ihren
Tauchgängen trocknen. Dasselbe gilt für Insekten. Jeder kennt das Phänomen an der Windschutzscheibe eines Autos, das unter einem blühende Baum oder Busch steht. Das resultiert auf Solarpanelen
eine Reduktion der erzeugten Energie um 20 bis 30 Prozent. „Natur“ wird auf diese Weise ein Gegenspieler zur Effizienz einer Photovoltaikanlage. Logische Konsequenz: Maßnahmen müssen ergriffen
werden, um die die Natur im „Zaum“ halten.
Unser Fazit ist: hier wird ein wertvolles Biotop in eine Fläche mit deutlich reduzierter Biodiversität umgewandelt, das einen erheblichen Eingriff in bestehende Lebensräume, ja sogar eine Gefahr
für den Bestand des angrenzenden Naturschutzgebietes darstellt. Dabei gäbe es in Wernau genügend andere Flächen, die durch eine Photovoltaikanlage wirtschaftlich effektiver und ökologisch
schadloser genutzt, ja sogar biologisch aufgewertet werden könnten.
Euer NABU Wernau